Unterschätzte Gefahr

Stalking: Hier finden Betroffene Hilfe

Sie belästigen mit Anrufen und Nachrichten, verfolgen und beobachten ihre Opfer durchgehend und verletzen oder töten sie im Extremfall sogar. Wie Stalker vorgehen und wo Betroffene Hilfe finden.

Sophie N. ist 23 Jahre alt, als sie von ihrem Stalker ermordet wird. Zwei Jahre lang hatte Patrick S. sie verfolgt, belästigt und gedemütigt, bevor er sie schließlich in ihrer eigenen Wohnung tötete. Die Identität des 35-Jährigen wird erst aufgedeckt, als er sich kurz nach der Tat der Polizei stellt. Patrick S. war ein ehemaliger Arbeitskollege von Sophie, zu dem sie den Kontakt längst abgebrochen hatte.

Rund 20.000 Stalking-Fälle werden in Deutschland jedes Jahr erfasst. Experten gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus. Welche Folgen Stalking haben kann und wie Betroffene sich schützen können:

Was ist Stalking?

Unter Stalking versteht man die intensive und wiederholte Verfolgung, Belästigung und Bedrohung einer Person. Stalker suchen über längere Zeiträume permanent den Kontakt zu ihren Opfern – per Telefon, E-Mail, über soziale Netzwerke und Freunde, über Familienangehörige oder den Arbeitgeber. Durch das Verhalten des Täters werden Betroffene erheblich in ihrem alltäglichen Leben eingeschränkt – und können unter anderem Angststörungen und Depressionen entwickeln.

Die Täter versuchen meist, so viele Informationen wie möglich über ihre Opfer zu sammeln, die sie dann dazu nutzen, Betroffene und ihr Umfeld zu manipulieren. Auf diese Weise wollen Stalker Macht und Kontrolle über ihre Opfer ausüben und sie oftmals zu einer Beziehung zwingen. In Extremfällen kann es zu körperlicher Gewalt oder sogar zur Tötung kommen.

Wie in Sophies Fall sind die Täter meist keine Unbekannten, sondern stammen aus dem Umfeld des Opfers. In 75 Prozent der Fälle kennen Betroffene die stalkende Person – was nicht bedeuten muss, dass sie auch wissen, wer hinter dem Stalking steckt. Zu Stalkern werden vor allem Ex-Partner, aber auch Arbeitskollegen, Freunde und Bekannte. Frauen sind in der Regel häufiger von Stalking betroffen als Männer. Die Täter sind nach Angaben des Weissen Rings zu 80 Prozent männlich.

Was können Betroffene tun?

  • Bei akuter Bedrohung sollten Sie sich unter der 110 an die Polizei wenden.
  • Machen Sie dem Stalker klar, dass Sie keinerlei Kontakt zu ihm möchten, am besten in Gegenwart von Zeugen.
  • Lassen Sie sich nicht auf Diskussionen, Telefonate oder Treffen ein und bleiben Sie konsequent dabei.
  • Informieren Sie Ihr Umfeld und erklären Sie Familienmitgliedern, Freunden und Arbeitskollegen Ihre Situation. Die Öffentlichkeit kann Sie schützen und den Täter abschrecken.
  • Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei und holen Sie sich juristische und psychologische Unterstützung. Lassen Sie sich zu technischen Schutzmaßnahmen beraten.
  • Dokumentieren Sie möglichst jede Kontaktaufnahme des Stalkers. Die „No Stalk-App“ des Weissen Rings hilft dabei, Anrufe und Nachrichten beweiskräftig zu sichern.

 

Hier finden Betroffene Hilfe

Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen unterstützt Betroffene und hilft bei der Suche nach Beratungsangeboten in Ihrer Nähe. Die Nummer 08000 116 016 ist kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Auch eine Online-Beratung ist möglich.

Das Opfer-Telefon des Weissen Rings bietet bundesweit, anonym und kostenlos Hilfe unter der Nummer 116 006 (täglich von 7 bis 22 Uhr).

Hilfe und Beratung bei Stalking-Fällen bietet auch die Agentur Sicherheit ohne Stalking (SOS-Stalking) unter der Nummer 0176 642 44 818 (Montag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr)