Die Abhängigkeit vom Sprühen

Wie gefährlich sind Nasensprays?

In der Erkältungszeit ist es für viele das rettende Mittel – doch das scheinbar harmlose Spray kann abhängig machen.

Nasensprays sind das meistverkaufte Medikament in deutschen Apotheken. Schätzungen zufolge sind mehr als 120 000 Menschen in Deutschland abhängig von Nasenspray – die Dunkelziffer ist wahrscheinlich deutlich höher. Doch welche Wirkung hat Nasenspray und was sind die Gefahren des scheinbar harmlosen Mittels?

So wirkt Nasenspray

Die Wirkstoffe in abschwellenden Nasensprays (häufig Xylometazolin oder Oxymetazolin) verengen die Gefäße, sodass die Nasenschleimhaut abschwillt und die Atemwege wieder frei werden. Wird das Nasenspray zu häufig benutzt, gewöhnt sich der Körper daran und  produziert selbst keine Stoffe mehr, die zur Abschwellung beitragen.

Häufig kommt es auch zum sogenannten „Rebound-Effekt“: Wenn die Wirkung des Nasensprays nachlässt, schwellen die Nasenschleimhäute noch stärker an als vor dem Sprühen. Um die Atemwege zu befreien, ist dann ein erneutes Sprühen notwendig. Wird das Nasenspray nach ca. einer Woche nicht abgesetzt, besteht so die Gefahr, eine Abhängigkeit zu entwickeln.

Die Gefahr von Nasenspray

Bei einer permanenten Nutzung von abschwellendem Nasenspray können die Nasenschleimhäute dauerhaft geschädigt werden. Da die Schleimhäute nicht mehr ausreichend durchblutet werden, trocknen sie allmählich aus und bieten so keinen ausreichenden Schutz mehr vor Bakterien und Keimen. Auch das Riechvermögen und der Geschmackssinn können durch geschädigte Schleimhäute stark eingeschränkt werden.

Durch die Austrocknung können sich Krusten und kleine Risse bilden, die zu regelmäßigem Nasenbluten führen können. In Extremfällen kann durch die geringe Durchblutung das Knorpelgewebe so stark geschädigt werden, dass ein Loch in der Nasenscheidewand entsteht.

In seltenen Fällen kann sich eine sogenannte „Stinknase“ (Ozäna) bilden. Die Nasenschleimhaut trocknet dann so sehr aus, dass sich dauerhaft Bakterien ansiedeln, die einen fauligen Geruch produzieren. Die Betroffenen können – anders als ihr Umfeld – den Gestank meist nicht wahrnehmen. Durch den starken Geruch kann das Berufs- und Sozialleben der Betroffenen stark eingeschränkt sein. Eine Regeneration der „Stinknase“ findet normalerweise nicht statt, Betroffene müssen die Nase dauerhaft mit anderen Mitteln feucht halten.

Was kann man gegen die Abhängigkeit tun?

Um von dem Spray wieder loszukommen, eignen sich zum Beispiel niedrig dosierte Sprays für Kinder oder Nasensprays mit Schraubdeckel, die nach und nach mit einer Kochsalzlösung verdünnt werden. Zur Entwöhnung kann es auch hilfreich sein, das Spray zunächst nur noch in einem Nasenloch zu verwenden. In Absprache mit einem Arzt oder Apotheker kann auch die vorübergehende Nutzung cortisonhaltiger Sprays sinnvoll sein.

Von einem Arzt sollte auch geklärt werden, ob zum Beispiel Allergien oder chronische Schleimhautentzündungen der Grund für die verstopfte Nase sein könnten. Wird die Ursache nicht behandelt, kann es schnell zu einer erneuten Abhängigkeit kommen.

Damit es gar nicht erst zu einer Abhängigkeit kommt, sollten abschwellende Nasensprays nicht länger als eine Woche verwendet werden. Als Alternativen eignen sich z.B. Sprays mit Meersalz oder ätherischen Ölen. Auch eine Nasendusche mit Salzwasser kann helfen, die Nase zu befreien.