Impf-Chaos in Deutschland

Warum geht es mit dem Impfen so langsam voran?

Probleme bei der Terminvergabe und zu wenig Impfstoff – in Deutschland geht das Impfen nur schleppend voran.

Seit dem 27. Dezember 2020 wird in Deutschland gegen Covid-19 geimpft. Bis heute sind aber nur 2,95 Prozent der Bevölkerung geimpft worden. Woran liegt es, dass das Impfen nur schleppend vorangeht?

Chaos bei der Terminvergabe

Schnelles Impfen scheiterte in den vergangenen Wochen oft schon an der Vereinbarung eines Impftermins. In vielen Bundesländern kam es beim Impfstart zu einem derart großen Ansturm, dass die Server von Online-Buchungsportalen überlastet und Telefon-Hotlines über mehrere Stunden nicht erreichbar waren.

Aber auch beim Verschicken von Infobriefen an die über 80-Jährigen war es im Vorfeld teilweise zu Problemen gekommen. In Niedersachen konnte aus Datenschutzgründen zunächst nicht auf die Adressen der Melderegister zugegriffen werden. Zum Versenden der Briefe wurde stattdessen ein Datensatz der Post verwendet, der aber nur unvollständig ist. Dies führte bisweilen dazu, dass das Alter der Menschen anhand ihres Vornamens geschätzt wurde.

Lieferengpässe beim Impfstoff

Aber nicht nur die Organisation der Terminvergabe, auch die Impfstoff-Knappheit sorgte in letzter Zeit immer wieder für Unmut. Bei einzelnen Herstellern kam es zu Ausfällen oder Verzögerungen bei der Auslieferung der bestellten Impfdosen. Die vorübergehenden Lieferprobleme erklärte der Mainzer Pharmakonzern Biontech damit, dass Produktionswerke zunächst weiter ausgebaut werden müssten, um die Produktionskapazitäten dauerhaft erhöhen zu können.

Es werde jedoch weiter an der Erhöhung der Lieferungen ab dem 15. Februar gearbeitet, um die geplanten Liefermengen im ersten Quartal einzuhalten. Im zweiten Quartal könnten bis zu 75 Millionen zusätzliche Impfdosen an die Europäische Union ausgeliefert werden, kündigte das Unternehmen an.

Auch der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca, der am Freitag eine Zulassung für seinen Impfstoff erhalten hatte, teilte vergangene Woche unerwartet mit, dass statt der geplanten 80 Millionen im ersten Quartal nur 31 Millionen Impfstoffdosen an die EU ausgeliefert werden können. Grund seien Ausfälle in einem Produktionswerk in Belgien.

Inzwischen hat AstraZeneca angekündigt, zusätzlich neun Millionen Dosen, also insgesamt 40 Millionen Impfdosen liefern zu können. Zudem wolle das Unternehmen früher mit den Lieferungen beginnen und die Produktionskapazitäten in Europa weiter ausbauen.

Wie geht es jetzt weiter?

Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wird es auch in den kommenden Wochen noch keine ausreichende Versorgung mit Impfstoff geben. Erst im Laufe des zweiten Quartals werde eine deutlich größere Impfstoffmenge zu Verfügung stehen. Das sei beim Impfgipfel am Montag klar geworden. Bei dem virtuellen Treffen hatten Bund und Länder mit Impfstoffherstellern und Vertretern der EU-Kommission über die Probleme beim Impfstart beraten.

Im Anschluss gab Bundeskanzlerin Angela Merkel erneut das Versprechen ab, dass alle Bürgerinnen und Bürger in Deutschland bis Ende September ein Impfangebot erhalten sollen. Die Bundesregierung rechnet nach Medienberichten damit, bis Ende März insgesamt 18,3 Millionen Impfdosen von Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca zu erhalten.

Bis Ende Juni sollen weitere 77,1 Millionen und bis Ende September weitere 126,6 Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen. Diese Prognosen beziehen sich allerdings auf Verträge und Vereinbarungen mit Impfstoffherstellern und voraussichtliche Zulassungstermine anderer Impfstoffe. Sie sind also von vielen unsicheren Faktoren abhängig und könnten sich auch wieder ändern.