Hans Jakob ist fast immer gut gelaunt, er lacht viel und sorgt für so manchen Spaß am Rande. Das gefällt auch den Kunden im Salon von Friseurmeister Francesco Scavo. "Er hat so eine unglaublich charmante Art", schwärmt der Chef.
Hans Jakob ist 18 Jahre alt. Er kam mit dem Down-Syndrom zur Welt und ist geistig behindert. Sein älterer Bruder, mit dem er zusammen in Ulm aufwuchs, war im immer ein Vorbild und eine große Hilfe. Trotz seiner Einschränkung hat Hans eine Regelschule besucht und seine Leidenschaft für Sport entdeckt. In den Special Olympics gewann er als Jugendlicher sogar eine Goldmedaille. Ihnen als Eltern sei es stets wichtig gewesen, den Jungen trotz gewisser Beeinträchtigungen so selbständig wie möglich zu machen und ihn in allem zu unterstützen, sagt seine Mutter. Als sie erfuhren, dass Friseur Francesco Scavo Mitarbeitern mit Behinderung gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen ist, machten sie ein Vorstellungsgespräch aus. "Ich habe gleich gespürt, als der Hans in diesen Betrieb hinein gekommen ist, wie er die Menschen begrüßt hat, dass er sich an einem Platz befindet, wo er sich wohl fühlen würde", erzählt seine Mutter Kirsten Jakob.
<h2>"Hans ist genauso wirtschaftlich, wie jede andere ungelernte Kraft"</h2>
Hans Jakob hat den Friseur in einem Praktikum schnell von sich überzeugt - und davon, dass er für den Laden ein echter Gewinn ist. Auch der 18-Jährige profitiert: Er darf nun in dem Friseursalon vier Mal in der Woche mitarbeiten. Seine Aufgaben notiert Francesco Scavo für ihn jedes Mal in einem Heft das gibt Hans die notwendige Struktur: "Hans hat jetzt jedes Mal einen kleinen Aufgabenkatalog zu erledigen, der immer variiert. Das sind alles Standardaufgaben, die auch ein Friseurazubi machen muss und die er genauso gut macht wie wir", sagt der Friseurmeister. Er wolle Hans gerne dauerhaft anstellen und ihm für die Mitarbeit in seinem Salon 1000 Euro pro Monat zahlen. Doch der Integrationsfachdienst sei skeptisch, schildert uns Scavo die Situation. Da Arbeitsstellen für Behinderte vom Amt finanziell unterstützt werden, muss Hans' Leistungsfähigkeit dort eingeordnet werden: Bislang hat die Behörde den 18-Jährigen mit Down-Syndrom einer Kategorie zugeordnet, in der ein Behinderter weniger als 30 Prozent seines Lohns selbst erwirtschaften kann und für das Unternehmen einen geringeren wirtschaftlichen Wert hat.
Francesco Scavo sieht das völlig anders und hält die Beurteilung für eine Fehleinschätzung: "Er ist sehr wirtschaftlich für unseren Betrieb", so der Friseur. "Er nimmt uns sehr viele kleine Aufgaben ab, die sonst liegenbleiben würden. Und die Kunden freuen sich, ihn zu sehen und kommen erst recht wieder gerne in den Salon, wenn er da ist. Ich verstehe nicht, wo die Problematik ist, zu akzeptieren, dass er genauso gleichwertig ist wie jede andere ungelernte Kraft." Hans Jakob mache zudem täglich Fortschritte, arbeite selbständig seine Aufgaben ab, das sei sichtbar. Auch den Nachhauseweg mit dem Bus meistert Hans Jakob stets selbstständig. "Er muss ja in einer Welt zurechtkommen, die er durch seine Einschränkung nicht so richtig durchblickt", erklärt seine Mutter Kirsten Jakob. "Aber das hält ihn nicht davon ab, jeden Morgen rauszugehen und sich diese Welt und seinen Platz darin zu erobern."