Folge der Pandemie

Tafeln in Deutschland bekommen immer mehr Zulauf

Viele Menschen sind durch die Corona-Krise in eine existenzielle Notlage geraten – das macht sich auch bei den Tafeln bemerkbar.

Die Folgen der Corona-Krise zeigen sich zunehmend auch bei den Tafeln: Immer mehr Menschen nehmen das Angebot der Hilfsorganisation in Anspruch. Fast 40 Prozent der bundesweit über 950 Tafeln verzeichnen im Vergleich zum September 2020 mehr Kundinnen und Kunden. Das geht aus einer internen Befragung der Tafeln im Frühjahr 2021 hervor. Vielerorts kommen demnach bis zu 20 Prozent mehr Menschen.

„Wir sehen bei den Tafeln immer mehr Menschen, die durch die Pandemie in eine existenzielle Notlage geraten sind“, so Jochen Brühl, Vorsitzender der Tafel Deutschland. Seit dem Herbst habe sich die Situation der Menschen weiter zugespitzt. „Ersparnisse sind aufgebraucht, ganze Branchen liegen lahm, nicht alle Betroffenen können die Soforthilfen des Staates beantragen – oder das Geld kommt viel zu spät“.

Betroffen sind nach Angaben des Vereins vor allem Menschen, die Kurzarbeitergeld oder Arbeitslosengeld II beziehen. Hier sei die Zahl der Gäste um 35 beziehungsweise 33 Prozent gestiegen. Auch in der Gruppe der Rentner hat es demnach einen Anstieg um 30 Prozent gegeben.

Hilfe von der Politik gefordert

Nach Ansicht Brühls ist der starke Anstieg der Langzeitarbeitslosen ein Zeichen dafür, dass die Regelsätze aufgrund der steigenden Kosten während der Pandemie dringend hätten erhöht werden müssen. „Eine einmalige Sonderzahlung in Höhe von 150 Euro nach einem Jahr Pandemie ist ein Witz. Arme Menschen wurden von der Krise am härtesten getroffen und am wenigsten unterstützt“, so der Vorsitzende. Er fordert von der Politik nachhaltige Hilfen und eine dauerhafte Erhöhung der ALG-II-Sätze auf mindestens 600 Euro.

Vor einer Verstärkung der sozialen Ungleichheit durch die Corona-Pandemie hat auch der Sozialverband Deutschland (SoVD) gewarnt. „Die Mitte ist geschrumpft“ sagte Adolf Bauer, Präsident des SoVD, in der Neuen Osnabrücker Zeitung. „Für immer mehr Menschen wird die Lage prekär, während ein anderer Teil noch reicher geworden ist“, so Bauer. Teile der Mitte der Gesellschaft seien gefährdet, in Armut abzurutschen. Auch er hat ein Gegensteuern der Politik gefordert: „Die Regierung müsste schon jetzt Hilfen für die Zeit der Überbrückung nach der Pandemie in Aussicht stellen."