Unterschätzte Gefahr

Stalking: Hier finden Betroffene Hilfe

Wie Stalker vorgehen und was Betroffene tun können.

Sie belästigen mit Anrufen und Nachrichten, verfolgen und beobachten ihre Opfer durchgehend und verletzen oder töten sie im Extremfall sogar. Rund 20.000 Stalking-Fälle werden in Deutschland jedes Jahr erfasst, Experten gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus. Was man unter Stalking versteht, wie die Täter dabei vorgehen und wo Betroffene Hilfe finden.

Was ist Stalking?

Als Stalking bezeichnet man die intensive und wiederholte Verfolgung, Belästigung und Bedrohung einer Person. Dabei suchen die Täter über längere Zeiträume permanent den Kontakt zu ihren Opfern – per Telefon, E-Mail, über soziale Netzwerke und Freunde, über Familienangehörige oder den Arbeitgeber. Auch penetrante Lieferungen an eine Adresse, Vandalismus, das Veröffentlichen von Nacktfotos oder das Erstellen von Fake-Profilen können vorkommen. Durch das Verhalten des Stalkers werden Betroffene erheblich in ihrem alltäglichen Leben eingeschränkt – und können unter anderem psychische Probleme wie Angststörungen oder Depressionen entwickeln.

Die Täter sind nach Angaben des Weissen Rings zu 80 Prozent männlich und kommen meist aus dem direkten Umfeld des Opfers. Es handelt sich zum Beispiel um Arbeitskollegen, Freunde oder Bekannte. Besonders häufig tritt das sogenannte Intimpartner-Stalking auf: „Das kann eine Beziehung gewesen sein, eine Ehe. Das kann auch nur ein kurzer Flirt oder eine Affäre gewesen sein“, erklärt Sandra Cegla, ehemalige Kriminalkommissarin und Gründerin der Sicherheitsagentur „SOS Stalking“. „Das Wesen dieser Art von Stalking ist, dass es hier sehr großes Insiderwissen gibt. Also beide Beteiligte wissen in aller Regel sehr viel private und auch intime Details voneinander, die natürlich auch extrem missbraucht werden können.“

Wie gehen die Täter vor?

Stalker versuchen meist, so viele Informationen wie möglich über ihre Opfer zu sammeln, die sie dann dazu nutzen, Betroffene und ihr Umfeld zu manipulieren. Auf diese Weise wollen sie Macht und Kontrolle über ihre Opfer ausüben und sie oftmals zu einer Beziehung zwingen. In Extremfällen kann es zu körperlicher Gewalt oder sogar zur Tötung kommen.

 „In den meisten Fällen haben wir es mit Menschen zu tun, die in emotionalen Ausnahmezuständen sind, die sich nicht in die Betroffenen einfühlen können und die in einer ganz eigenen Welt leben“, so Cegla. Zum Teil steckten hinter dem Stalking schwerwiegende psychische Krankheiten, es gebe aber auch gesunde Menschen, die in eine Krise geraten seien und für die das Stalking der letzte Strohhalm sei, an den sie sich klammern.

Oft bleibe das Stalking lange Zeit unerkannt, so die Expertin. Betroffene sollten sich daher Hilfe holen sobald sie anfangen, sich Sorgen zu machen: „Es fängt im Bewusstsein an: Fühle ich mich unangenehm, überschreitet jemand permanent Grenzen?“ Spätestens dann sollte man sich an eine professionelle Beratung wenden, auch um sich mit externer Hilfe ein eigenes Bild zu machen.

Was können Betroffene tun?

  • Bei akuter Bedrohung sollten Sie sich unter der 110 an die Polizei wenden.
  • Machen Sie dem Stalker klar, dass Sie keinerlei Kontakt zu ihm möchten, am besten in Gegenwart von Zeugen.
  • Lassen Sie sich nicht auf Diskussionen, Telefonate oder Treffen ein und bleiben Sie konsequent dabei.
  • Informieren Sie Ihr Umfeld und erklären Sie Familienmitgliedern, Freunden und Arbeitskollegen Ihre Situation. Die Öffentlichkeit kann Sie schützen und den Täter abschrecken.
  • Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei und holen Sie sich juristische und psychologische Unterstützung. Lassen Sie sich zu technischen Schutzmaßnahmen beraten.
  • Dokumentieren Sie möglichst jede Kontaktaufnahme des Stalkers. Die „No Stalk-App“ des Weissen Rings hilft dabei, Anrufe und Nachrichten beweiskräftig zu sichern.

 

Hier finden Betroffene Hilfe

Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen unterstützt Betroffene und hilft bei der Suche nach Beratungsangeboten in Ihrer Nähe. Die Nummer 08000 116 016 ist kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Auch eine Online-Beratung ist möglich.

Das Opfer-Telefon des Weissen Rings bietet bundesweit, anonym und kostenlos Hilfe unter der Nummer 116 006 (täglich von 7 bis 22 Uhr).

Hilfe und Beratung bei Stalking-Fällen bietet auch die Agentur Sicherheit ohne Stalking (SOS-Stalking) unter der Nummer 0176 642 44 818 (Montag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr) und ebenso die Selbsthilfegruppe „Aktiv gegen Stalking“ aus Köln.