Besuchsverbote, Schnelltests, Personalmangel

So hart trifft die zweite Corona-Welle die Altenheime

Vor welchen Herausforderungen Pflegekräfte und Heimbetreiber jetzt stehen.

Ältere Menschen sind ganz besonders durch das Coronavirus gefährdet – das hatte bereits die erste Welle im Frühjahr gezeigt. Etwa die Hälfte der Todesfälle, die mit dem Erreger SARS-CoV-2 in Zusammenhang stehen, waren in Pflegeeinrichtungen zu verzeichnen.

Jetzt scheint auch die zweite Welle Alten- und Pflegeheime hart zu treffen. In mehr als 1.000 der bundesweit etwa 12.000 Pflegeeinrichtungen gibt es nach Medienumfragen aktuell Corona-Fälle. Wie gehen die Heime mit der Situation um?

Der Spagat zwischen Schutzmaßnahmen und Besuchsmöglichkeiten

Im Frühjahr hatten viele Einrichtungen mit einem Besuchsverbot für Angehörige reagiert. Doch weil die soziale Isolation eine große psychische Belastung für die Heimbewohner darstellte, wird jetzt von einem generellen Besuchsverbot abgesehen. Die Pflegeheime stehen damit vor der schwierigen Aufgabe, die Bewohner vor einer Ansteckung mit dem Virus zu schützen und ihnen zugleich soziale Kontakte zu ermöglichen.

Die Regeln für Besucher können sich dabei von Bundesland zu Bundesland und sogar von Einrichtung zu Einrichtung stark unterscheiden – je nach regionalem und lokalem Infektionsgeschehen. Während in Baden-Württemberg enge Angehörige keine Maske tragen und den Mindestabstand nicht einhalten müssen, gilt in Berlin eine Maskenpflicht in allen geschlossenen Räumen. Hier dürfen die Bewohner täglich bis zu drei Besucher empfangen. In Hamburg sind pro Woche und Bewohner maximal drei Stunden Besuch von höchstens zwei Personen erlaubt. Darüber hinaus gibt es in vielen Pflegeheimen individuelle Sonderregeln.

Antigen-Schnelltests scheitern an akuter Personalnot

Seit Mitte Oktober können Alten- und Pflegeheime vermehrt Antigen-Schnelltests nutzen, um Personal, Besucher und Bewohner auf das Coronavirus zu testen. Die Kosten für bis zu 20 Schnelltests pro Bewohner und Monat werden vom Bundesgesundheitsamt übernommen.

Laut Umfragen setzen bisher aber nur fünf Prozent der Pflegeheime solche Schnelltests ein. Das liegt auch an fehlendem Personal: Fachkräfte müssen zunächst spezielle Schulungen absolvieren, um die Tests durchführen zu dürfen. Die Einhaltung der Hygienemaßnahmen und das Durchführen von Schnelltests stellen zudem einen erheblichen zusätzlichen Arbeitsaufwand für die Heime dar, die häufig schon vor der Corona-Krise von Personalmangel betroffen waren.

Hinzu kommt, dass Mitarbeiter jetzt schneller ausfallen, weil sie auch bei leichten Erkältungssymptomen zuhause bleiben, um die Bewohner nicht zu gefährden. Kommt es in einer Einrichtung zu einem Ausbruch, wird der Personalmangel dort schnell akut – weil Pflegekräfte zum Teil selbst erkranken oder in Quarantäne müssen. Viele Pflegeheime sind dann auf die Hilfe externer Mitarbeiter angewiesen.

Wie dramatisch ist die Lage in Alten- und Pflegeheimen? Und welche Unterstützung brauchen die Einrichtungen jetzt? Über die gegenwärtige Situation sprechen wir unter anderem mit dem Virologen und Autoren Dr. Alexander S. Kekulé. Mittwoch, 02.12.2020, ab 22:15 Uhr live bei stern TV.