Hohe Nachfrage, wenig Impfstoff

So funktioniert die digitale Pandemie-Bekämpfung in Südkorea

Durch das Sammeln und Veröffentlichen von Daten versuchen die südkoreanischen Behörden die Pandemie in den Griff zu bekommen.

Die Corona-Warn-App soll in Deutschland bei der Nachverfolgung von Infektionsketten helfen. Viele Menschen nutzen die App jedoch nicht, weil sie sie für ungeeignet halten. Das geht aus einer bundesweiten Umfrage im Auftrag des Staatsministeriums Baden-Württemberg hervor, in der 33 Prozent der Nichtnutzer angaben, dass die App nichts bringe.

Ein anderes Bild zeigt sich dagegen in Südkorea: Neben Massentests hat das Land schon früh auf eine digitale Strategie zur Bekämpfung der Pandemie gesetzt. Dabei kommen viele verschiedene Mittel zum Einsatz, die von der Bevölkerung weitgehend akzeptiert werden – trotz einer hohen Datentransparenz.

Quarantäne-App und QR-Code

Wer in Südkorea in Quarantäne muss, wird streng kontrolliert und muss mit Geld- und Haftstrafen rechnen, wenn die Auflagen nicht eingehalten werden. Es besteht die Pflicht, eine Quarantäne-App herunterzuladen, in die zweimal am Tag die Körpertemperatur eingetragen werden muss. Auch der Aufenthaltsort der Isolierten wird überwacht. Menschen ohne Smartphone müssen die Quarantäne-Zeit in speziell dafür ausgelegten Einrichtungen verbringen.

Beim Betreten öffentlicher Gebäude ist es verpflichtend, sich per QR-Code einzuscannen oder in Listen einzutragen. Diese Funktion ist auch in populäre Messenger- und Navigations-Apps integriert worden. Die so gesammelten Informationen werden an die Behörden weitergegeben und zur Kontaktverfolgung genutzt.

Daten-Transparenz und Warn-SMS

Zur Rückverfolgung von Kontakten dürfen in Südkorea per Gesetz auch Kreditkartendaten verwendet und Daten von Überwachungskameras und GPS-Mobilfunkdaten ausgelesen werden. Auf ihren Webseiten veröffentlichen die Behörden zudem Informationen und Daten zu infizierten Personen. Das soll laut Regierung für mehr Transparenz sorgen.

Darüber hinaus verschicken staatliche Institutionen regelmäßig SMS an die Bürger mit Informationen zur aktuellen Lage. Alle Menschen mit einer südkoreanischen Nummer erhalten eine Warn-SMS, wenn in ihrer Region eine infizierte Person gemeldet wurde.

Hohe Akzeptanz der Maßnahmen

Die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung der Pandemie werden von den Südkoreanern überwiegend akzeptiert. Für viele spielt die Gemeinschaft hier eine wichtigere Rolle als das Individuum. Nach einem Ausbruch des MERS-Virus im Jahr 2015 hatte die Regierung viel Kritik erhalten. Daraufhin wurden neue Gesetze verabschiedet, die es den Behörden unter anderem erlauben, persönliche Daten zur Rückverfolgung von Kontakten zu nutzen.

Auch in Deutschland gibt es immer wieder Kritik an der Corona-Warn-App und Forderungen, den Datenschutz zugunsten einer besseren Kontaktverfolgung herabzusetzen. Das hält der IT-Experte Tobias Schrödel aber nicht für notwendig: „Die deutsche Corona-Warn-App funktioniert eigentlich hervorragend“, so Schrödel. „Viel wichtiger ist es, dass die App viel mehr genutzt wird, dass man sie attraktiver macht“. Da sei noch viel Luft nach oben. Zum Beispiel hätten Nutzer einen höheren Mehrwert, wenn die App nicht nur angebe, dass ein Risikokontakt stattgefunden hat, sondern auch wann und wo es zu dem Kontakt gekommen ist.