Wunderwaffe gegen Corona?

Mobile Luftreiniger im stern TV-Test

Sie sollen für saubere Luft in geschlossenen Räumen sorgen und so das Ansteckungsrisiko erheblich verringern. Doch wie gut sind die mobilen Raumluftreiniger wirklich?

Beim Ausatmen, Sprechen, Husten und Niesen stoßen wir winzig kleine Tröpfchen aus, sogenannte Aerosole. Die kleinen Partikel, die sich besonders schnell in der Raumluft anreichern können, gelten als Hauptübertragungsweg des Coronavirus, gerade im Winter. Um die Ansteckungsgefahr in geschlossenen Räumen zu minimieren, empfehlen Experten daher regelmäßiges Stoßlüften.

In vielen Büroräumen und Klassenzimmern kommen inzwischen aber auch mobile Raumluftfilter zum Einsatz, die die Luft reinigen und von Viren befreien sollen. Doch wie gut funktionieren die Geräte? Gemeinsam mit Prof. Dr. Joachim Curtius von der Goethe-Universität Frankfurt hat stern TV fünf frei im Handel erhältliche Modelle auf den Prüfstand gestellt.

Unsichtbare Gefahr: Der Kampf gegen die Aerosole

Alle getesteten Geräte enthalten neben einem Vorfilter für Staub und einem Aktivkohlefilter einen sogenannten HEPA-Filter, der kleinste Aerosol-Partikel und damit mutmaßlich auch die darin enthaltenen Viren aufnehmen kann. Die Viren bleiben laut Prof. Curtius auf der Oberfläche des Filters hängen und sterben dann innerhalb einiger Stunden ab.

Wie gut die verschiedenen Raumluftreiniger nun Aerosole aus der Luft filtern können, haben der Professor für experimentelle Atmosphärenforschung und sein Team unter Laborbedingungen geprüft. Dabei haben sie unter anderem gemessen, wie lange die Geräte jeweils brauchen, um eine Aerosolmenge von 10.000 Partikeln pro Kubikzentimeter auf die Hälfte zu reduzieren.

Am schnellsten gelingt das dem Modell AC2887/10 von Philips, das nur 18 Minuten braucht, um die Konzentration an Aerosolen zu halbieren. Mit 99 Minuten ist das Modell „Purifier“ der Marke Himylife das langsamste Gerät im Test.

Alltagstest im Klassenzimmer

Doch kann der Labor-Testsieger auch in der Praxis bestehen? Um das zu überprüfen, hat das Team von Professor Curtius eine Woche lang Messungen im Schulalltag eines Wiesbadener Gymnasiums durchgeführt. Die Forscher stellten vier Geräte von Philips in einem Klassenraum mit 27 Schülerinnen und Schülern auf und bestimmten unter anderem die Aerosol-Konzentration in der Luft. Während der Testphase wurde der Raum auch weiterhin regelmäßig gelüftet.

Das Ergebnis: Die Luftfilter konnten die Aerosol-Konzentration innerhalb einer Schulstunde von 10.000 Partikeln pro Kubikzentimeter auf unter 1.000 Partikel senken. In einem benachbarten Klassenraum ohne aufgestellte Luftreiniger ist die gemessene Aerosolmenge dagegen – trotz Lüftens – nicht unter 10.000 Partikel pro Kubikzentimeter gesunken.

Raumluftreiniger können also eine gute Unterstützung bei der Minimierung der Virenlast sein, sollten aber immer als Ergänzung zum 20-minütigen Stoßlüften gesehen werden, so das Fazit von Professor Curtius. Zudem sei ein regelmäßiger Austausch der HEPA-Filter und eine regelmäßige Reinigung der Vorfilter wichtig.

Was man bei der Benutzung von Raumluftfiltern beachten sollte, welche Geräte besonders geeignet sind und welche weniger: Mittwoch, 04.11.2020, ab 22:30 Uhr live bei stern TV.