Obdachlos und heroinabhängig

Mit neuer Wohnung in ein neues Leben?

"Housing first": Wie kostenlose Wohnungen an Obdachlose vermittelt werden.

In Deutschland lebten im Jahr 2016 Schätzungen zufolge 52.000 Menschen auf der Straße. Eine Düsseldorfer Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, Obdachlosigkeit zu bekämpfen. "Fiftyfifty" vermittelt Wohnungen an Obdachlose, ohne dass sie Bedingungen erfüllen oder eine Gegenleistung erbringen müssen.

 „Housing first“ heißt das Konzept, das aus den USA kommt und dort große Erfolge verzeichnet. In Salt Lake City beispielsweise konnte die Obdachlosigkeit um 78 Prozent reduziert werden. Aber auch in europäischen Städten wie Amsterdam, Lissabon, Kopenhagen und Glasgow ist ein Rückgang der Obdachlosigkeit durch „housing first“ zu beobachten. „80 bis 90 Prozent der Langzeit-Obdachlosen sind auch nach zwei bis fünf Jahren in ihren Wohnungen geblieben, die soziale Integration funktioniert“, so der Soziologieprofessor Volker Busch-Geertsema von der Gesellschaft für Innovative Sozialforschung und Sozialplanung in Bremen.

Wie sich das Leben der Menschen durch eine neue Wohnung verändert, das zeigt die Doku-Reihe „Obdachlos – Einzug in ein neues Leben“, die am 11.02., 18.02. und 25.02.2020 jeweils ab 20:15 Uhr auf VOX zu sehen ist.

In Deutschland ist das „housing first“-Konzept bisher wenig verbreitet. Das liege auch an der Mentalität, so Busch-Geertsema. „Es gibt hier immer noch das Denken, man müsse den Wohnungslosen erst ›wohnfähig‹ machen. Die Idee, die Leute vorbehaltlos anzunehmen und ihnen erst einmal Wohnraum zu gewähren, ist in der Praxis noch nicht angekommen.“

In den vergangenen drei Jahren konnte fiftyfifty bereits 50 Wohnungen an Obdachlose vermitteln. Obwohl einige der ehemals Obdachlosen zu Beginn Schwierigkeiten hatten, musste bisher niemand aus seiner Wohnung wieder ausziehen. „Man muss immer sehen, wo die Menschen herkommen. Viele hatten massive Drogenprobleme, saßen im Gefängnis, haben keinen Kontakt mehr zu ihren Familien. Sich eine Wohnung einzurichten und sauber zu halten, ist für sie schon ein enormer Fortschritt“, sagt Oliver Ongaro, der das Projekt als Sozialarbeiter und Streetworker von Anfang an begleitet.

Über seine Arbeit mit Obdachlosen und die Erfolgschancen von „housing first“ spricht er am Mittwoch, 05.02.2020, ab 22:15 Uhr live bei stern TV.

Hier können Sie die Arbeit von "fiftyfifty" unterstützen: https://www.fiftyfifty-galerie.de/.

Gemeinsam mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband NRW hat "fiftyfifty" einen „Housing-First-Fonds“ ins Leben gerufen. Hier erfahren Sie mehr über das Projekt.