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Kritik an AstraZeneca: Woher kommen die Zweifel am Impfstoff?

Der AstraZeneca-Impfstoff hat zurzeit einen deutlich schlechteren Ruf als die Impfstoffe von Biontech oder Moderna. Doch wie berechtigt ist die Skepsis?

Während Corona-Impfstoffe überall auf der Welt heiß begehrt sind, wird das Vakzin von AstraZeneca offenbar von vielen Menschen in Deutschland abgelehnt. In einigen Impfzentren ist das Präparat des britisch-schwedischen Herstellers bereits zum Ladenhüter geworden, weil viele Impfberechtigte ihren Termin kurzfristig absagen oder einfach nicht erscheinen. Vor allem aufgrund von vermeintlichen Nebenwirkungen und geringerer Wirksamkeit scheint es Bedenken zu geben.

Insgesamt haben in Deutschland nach Angaben des Robert Koch-Instituts bereits mehr als 3,4 Millionen Menschen mindestens eine Impfdosis erhalten. Gegenwärtig wird mit den Impfstoffen von Biontech, Moderna und AstraZeneca geimpft, in den kommenden Wochen könnte auch der Hersteller Johnson & Johnson eine Zulassung erhalten.

Wirksamkeit und Nebenwirkungen

Weil noch keine ausreichenden Daten zur Wirksamkeit bei älteren Menschen vorliegen, wird der Impfstoff von AstraZeneca bislang nur an unter 65-Jährige verimpft. Unterm Strich ist die Wirksamkeit des Präparats mit bis zu 70 Prozent deutlich niedriger als jene der Impfstoffe von Biontech und Moderna, die mit jeweils 90 Prozent angegeben wird.

Doch das bedeutet nicht, dass die Impfstoffe nur bei 70 beziehungsweise 90 Prozent der Geimpften eine Schutzwirkung haben. Der Prozentwert gibt lediglich an, wie viel weniger Geimpfte im Vergleich zu ungeimpften Personen erkranken, also wie stark eine Impfung das Risiko für die Entwicklung von Symptomen senken kann. Entscheidend ist jedoch der Schutz vor schweren Krankheitsverläufen – und den bieten nach bisherigen Studien alle verfügbaren Vakzine.

Zuletzt hatten auch Berichte über Nebenwirkungen die Zweifel am AstraZeneca-Impfstoff weiter befeuert. In einigen Regionen und Kliniken wurde die Nutzung des Präparats kurzzeitig ausgesetzt. Zu den am häufigsten genannten Impfreaktionen zählten Erschöpfung, Kopfschmerzen und Fieber. Nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts sind solche Nebenwirkungen jedoch übliche Reaktionen. Sie zeigen, dass der Körper den Impfstoff verarbeitet und Antikörper gegen das Virus produziert. Zudem reagieren jüngere Menschen häufig stärker auf den Wirkstoff, weil ihr Immunsystem aktiver ist als das von älteren Menschen.

Schutz vor Virusmutationen

Auch mit Blick auf die neuen Virusmutationen sind immer wieder Bedenken hinsichtlich der Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs geäußert worden. Besonders gegen die in Südafrika entdeckte Virusmutation soll das Präparat weniger wirksam sein – darauf hatten erste Studienergebnisse hingedeutet. In Südafrika sind die geplanten Impfungen mit dem Mittel von AstraZeneca daraufhin sogar eingestellt worden. Bei der entsprechenden Studie wurden aber nur milde oder moderate Krankheitsverläufe untersucht. Eindeutige Belege dafür, dass der Wirkstoff nicht vor schweren Verläufen schützt, gibt es bislang nicht.

In Deutschland ist es aktuell noch nicht möglich, zwischen verschiedenen Impfstoffen zu wählen. Experten raten jedoch dazu, sich in jedem Fall impfen zu lassen – auch mit dem AstraZeneca-Vakzin. Zudem hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bereits in Aussicht gestellt, dass eine Nachimpfung mit einem anderen Impfstoff zu einem späteren Zeitpunkt möglich sein könnte, sofern eine ausreichende Menge an Impfdosen vorhanden ist.