Noch immer bereitet die Situation von Bili vielen Tierschützern Sorge. stern TV erhielt ein 7-minütiges Video, auf dem zu sehen ist, wie der Bonobo, der in die Affanbande im Wuppertaler Zoo integriert werden soll, von seinen Artgenossen über Minuten attackiert wird: Sie schlagen auf Bili ein, reißen an ihm herum. Der Zwergschimpanse kann nur noch abwarten und einstecken, scheint geradezu apathisch.
<h2>Primatenforscher: "In Gefangenschaft verhalten sich Affen in solchen Situationen wie Menschen"</h2>
Bereits vor zwei Wochen hatten wir über den Fall Bili berichtet: stern TV kennt genau diesen Affenjungen bereits seit zehn Jahren. Damals waren wir mit der Kamera dabei, als der kleine Bonobo als Säugling in den Frankfurter Zoo kam. Bili war nach der Geburt von seiner Mutter verstoßen worden, ein schwaches Kerlchen mit einem schweren Start ins Leben. In Frankfurt integrierte sich Bili nach einer Eingewöhnungszeit gut in die bestehende Horde dank Tierpfleger Carsten Knott und der Affendame Zomi, die sich Bili annahm.
Im November wurde Bili nun von Frankfurt nach Wuppertal gebracht, wo er für Nachwuchs bei den Bonobos sorgen soll. Doch es kam anders, als erhofft: Bili wird nicht in die Gruppe integriert. Stattdessen wird er von seinen Artgenossen gebissen, verprügelt und attackiert. "Bili fehlt ein Stück vom Zeh, vom Finger und vom Ohr", berichtet der Sprecher des Wuppertaler Zoos. Seit drei Monaten kommt es immer wieder zu aggressiven Attacken. Und seit drei Monaten sagt der Zoo Wuppertal, dieses Verhalten sei ganz natürlich. Auch Primatenforscher Volker Sommer kennt die Szenen mit Bili aus dem Gehege, er sagt: "Bonobomann Bili flüchtet sich angesichts seiner aussichtslosen und verzweifelten Situation, genau wie es Menschen auch tun würden, in Depression und Selbstaufgabe."
stern TV hat den Zwergschimpansen erneut im Wuppertaler Zoo besucht. Während der Dreharbeiten kommt es zu einer Annäherung zwischen Bili und einem anderen Bonobo-Männchen. Trotzdem verhält sich Bili auffällig defensiv, weicht den anderen aus. "Im Unterschied zum Freiland können die eingesperrten Tiere nicht einfach vor den Angreifern fliehen sondern sind ohne eine Möglichkeit des Entkommens auf Gedeih und Verderb mit den Aggressoren konfrontiert", erklärt der Verhaltensforscher Volker Sommer.
Mittlerweile sorgt der "Fall Bili" bundesweit für Empörung. Tierschützer wollen nicht akzeptieren, dass Bili den Attacken weiter ausgesetzt ist. Sie demonstrieren vor dem Wuppertaler Zoo, starten eine Petition, filmen das Gehege und stellen die Videos der brutalen Angriffe ins Netz. Im Wuppertaler Zoo wird das kritisiert - das führe nur zu weiteren Eskalationen. "Wenn man so ein Video ins Netzt stellt, ist klar, was passiert", sagt Sprecher Haeser-Kalthoff. Der Zoo Wuppertal hat nun selbst Kameras installiert. Wie es im Affengehege wirklich zugeht darüber soll eine 24-Stunden-Videoüberwachung Klarheit bringen.