Wie Familien unter dem Besuchsverbot leiden

Alleingelassen im Krankenhaus

In vielen Krankenhäusern und Pflegeheimen gilt aktuell ein strenges Besuchsverbot. Was macht das mit den betroffenen Familien?

Aufgrund der steigenden Infektionszahlen schränken viele Krankenhäuser und Pflegeheime ihre Besuchszeiten aktuell wieder ein. Für die Patienten und Bewohner, aber auch für ihre Angehörigen kann das sehr belastend sein.

Das musste auch Gabi Riedemann erleben. Ihr Sohn Mathias liegt seit einem Jahr im Krankenhaus. Bei seiner Arbeit als Dachdecker war der 27-Jährige im Oktober 2019 aus acht Metern Höhe vom Dach gestürzt, erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und musste in ein künstliches Koma versetzt werden.

Seine Mutter Gabi verbringt so viel Zeit wie möglich bei ihrem Sohn und auch Mathias‘ Freundin Tamara ist jeden Tag im Krankenhaus. Die beiden sind seit drei Jahren ein Paar und kennen sich schon seit der Schulzeit. Im Laufe der Zeit stabilisiert sich Mathias‘ Zustand: Er erwacht aus dem künstlichen Koma und reagiert immer besser auf Ansprachen.

Vor verschlossener Tür: Besuchsverbot in Coronazeiten

Doch mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie wird Mitte März im Krankenhaus ein striktes Besuchsverbot für Angehörige eingeführt. Zehn Wochen lang bleibt Mathias‘ Familie der Zutritt zum Krankenhaus verwehrt. Anschließend darf der 27-Jährige einmal pro Woche für eine Stunde Besuch empfangen – aber immer nur von derselben Person. Seine Mutter Gabi überlässt Freundin Tamara den Vortritt, die ihre Besuche bei Mathias mit einer Kamera festhält.  

Die Corona-Zeit hat Gabi in schlechter Erinnerung. „Es war so hart. Manchmal wusste ich nicht, ob ich das schaffe“, sagt sie. Im Juli darf sie ihren Sohn dann endlich wieder besuchen. Zu dem Zeitpunkt hatte sie ihn fast vier Monate lang nicht gesehen. Auch für Mathias sei die Zeit eine Belastung gewesen: „Er ist richtig traurig gewesen und in sich zusammengefallen. Er konnte gar nicht verstehen, warum keiner mehr da ist“.

Was macht es mit Familien, wenn sie ihre schwerkranken Angehörigen nicht besuchen dürfen? Das erzählen Gabi Riedemann und Tamara Erxleben live bei stern TV: Mittwoch, 28.10.2020, ab 22:15 Uhr.

Hilfsangebote und Beratungsstellen

Wenn Sie unter dem Besuchsverbot leiden und mit der belastenden Situation überfordert sind, können Sie sich an diese Beratungsstellen wenden:

  • Unter den Nummern 0800 - 111 0 111 und 0800 - 111 0 222 bietet die Telefonseelsorge eine kostenlose und anonyme Beratung rund um die Uhr an. Auch eine Beratung per Chat oder E-Mail ist möglich. Weitere Informationen finden Sie hier.
  • Informationen und Hilfe bei Depressionen finden Sie auf der Webseite der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Hier können Sie auch nach Krisendiensten und Beratungsstellen in Ihrer Nähe suchen.